Taylorismus in Organisationen: Auch nach 100 Jahren immer noch prägend
Kennen Sie das Buch, dass mit Abstand den meisten Einfluss auf die Art gehabt hat, wie wir Organisationen bauen? Bis vor wenigen Monaten kannte ich es nicht. “The Scientific Principles of Management” von Frederick W. Taylor. Er hat es 1911 veröffentlich, es ist also weit über 100 Jahre alt. Wie kann es sein, dass es bis heute die Art, wie wir Organisationen bauen und Arbeit organisieren, prägt?
1. Tayloristisches Prinzip: Trennung von Denken und Handeln
Taylor hat über seine wissenschaftlichen Analysen beschrieben, dass es effizienter ist, wenn es Personen gibt, die Arbeit denken und andere Personen, die die vorgedachte Arbeit ausführen. Er hat damit das Denken vom Handeln getrennt. Sein erstes Prinzip ist die hierarchische Teilung in oben und unten in der Organisation. Es gibt Manager und Arbeiter. Es gibt den Chef mit den Führungskräften und die Mitarbeitenden.
2. Tayloristisches Prinzip: Ähnliche Tätigkeiten werden in Abteilungen zusammengeführt
Eine Abteilung ist eine Ab-Teilung von etwas anderem. Bloß eine sprachliche Feinheit? Nein, das ist fundamental für die Zeit gewesen. Anstelle heute im Marketing, morgen im Vertrieb und in der Folgewoche in der Produktion tätig zu sein, hat Taylor mit seinem zweiten Prinzip ähnliche Tätigkeiten zu Abteilungen zusammengefügt und zur Ausbildung von Experten beigetragen. Die sogenannte funktionale Teilung ist in den meisten Organisationen noch heute sehr gut sichtbar. Oder haben Sie keine Buchhaltung, keinen Vertrieb und keine Produktion? Organisationen und damit besonders Unternehmen sind die Wette eingegangen, dass die Vorteile der funktionalen Trennung ihre Nachteile überwiegen. Und in Zeiten von Frederick Taylor war das auch so, weil der Markt stabil und weit war. Heute reden wir stattdessen von Silos mit ausgeprägten Silodenken, das uns missfällt. Silos sind eine Folge des zweiten tayloristischen Prinzips der funktionalen Trennung. Warum? Weil wir in dynamischen Zeiten leben und der durch Silos erschwerte Wissensaustausch zwischen Ab-Teilungen in Komplexität wichtiger ist, als der zuvor gewünschte Effizienzgewinn. Die Wette geht also nicht mehr auf.
3. Tayloristisches Prinzip: Trennung von Planung und Umsetzung
Das dritte tayloristische Prinzip ist eine Fortschreibung des ersten. Diejenigen, die in der Organisation primär denken und sich über die perfekte Organisation von Arbeit gedanken machen, tun das, bevor diese umgesetzt wird. Die Planung von Arbeit steht vor der eigentlichen Verrichtung der Arbeit. Taylor hat damit eine zeitliche Teilung eingeführt. Diese ist ebenso bis heute in jeder Organisation sichtbar. Jeder Prozess, jede Checkliste und jede Verfahrensanweisung basiert auf der Trennung von Planung und Umsetzung von Arbeit.
Was ist der Taylorismus
Der Taylorismus wurde nach Frederick W. Taylor (1856–1915) benannt. Der amerikanische Ingenieur wird auch der Begründer der Arbeitswissenschaft genannt. Nachdem die Mechanisierung im 18. Jahrhundert die Aufmerksamkeit erstmals auf Prozesse gelenkt hat, verfolgte Taylor das Ziel dem Management die vollständige Kontrolle über den Fertigungsprozess zu verschaffen. In seinem 1911 erschienenen Buch “The Principles of Scientific Management” beschreibt er u.a. die Trennung der Belegschaft in die denkenden Manager oben in der Hierarchie und die handelnden Arbeiter unten. Demnach kann man ihn als prägende Figur für die Erfindung der arbeitsteiligen Welt beschreiben, die auch heute noch vielfach in Organisationen dominant ist.
Zusammenfassung
Die drei tayloristischen Prinzipien sind also bis heute, über 100 Jahre nachdem Taylor sein Rezeptbuch veröffentlicht hat, prägend für die Art, wie wir Organisationen bauen. Sie stammen aus der Zeit der Industrialisierung und sind bis heute in vielen Unternehmen, die mittlerweile in der Wissensgesellschaft angekommen sind, unverändert wirksam. Aber sind sie auch noch nützlich? Geht die Wette noch auf? Während Taylor’s Zeit durch Stabilität und Routine gekennzeichnet war und Organisationen Jahrzehnte Effizienzgewinne durch sein Rezept verwirklichen konnten, sind wir heute in einer Zeit zunehmender Dynamik angekommen. Wie wahrscheinlich ist es, dass ein über 100 Jahre altes Rezept in einem völlig veränderten Markt noch hilfreich und funktional ist?
Ich befähige Organisationen mit einem dualen Betriebssystem für den sicheren Umgang mit Routine und Dynamik. Dies tue ich mit Beratung, Business Training und Organisationsentwicklung. Sprechen Sie mich gerne an, wenn Sie Ihre Organisation zukunftssicher aufstellen möchten.
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