Aus Arbeitslosigkeit wird Arbeiterlosigkeit
Ich habe leider keine guten Nachrichten für Arbeitgeber: Aus Arbeitslosigkeit wird Arbeiterlosigkeit.
Trotz der Corona-Pandemie und weltumspannender Krisen haben wir eine relativ geringe Arbeitslosigkeit in Deutschland. Daher können sich die Arbeitnehmer mittlerweile ihre Arbeitgeber aussuchen und teilweise sogar Bedingungen bestimmen.
- Haben Sie Stellen, die Sie trotz attraktiver Entlohnung nicht besetzt bekommen?
- Werden Sie in Vorstellungsgesprächen von den Bewerbern gefragt, was Sie für den Arbeitnehmer tun können?
- Geben Sie bei Unternehmensumfragen immer zuerst den Fachkräftemangel als Ihre größte Herausforderung an?
Dann ist der Arbeitnehmermarkt auch bei Ihnen angekommen!
Der Arbeitgebermarkt ist zum Arbeitnehmermarkt geworden
Ich saß jüngst bei einem Business Frühstück neben einer leitenden Angestellten aus einem Produktionsunternehmen, die von Bewerbungsgesprächen berichtete, die nun irgendwie anders als früher abliefen. Anders als die vielen Jahre zuvor. Immer häufiger werde sie nach Leistungen des Arbeitgebers für den Arbeitnehmer gefragt. Die klassische Frage, weswegen sich der Arbeitgeber für den Arbeitnehmer entscheiden soll, die sie die letzten 15 Jahre gestellt hatte, stelle sie mittlerweile nicht mehr. Auch ich kenne diese Frage aus meiner Bewerbungsphase Anfang der 2000er gut. Erst einmal den Fuß in die Tür bekommen, Überstunden machen, nicht zu sehr auf das Gehalt pochen und erst einmal durch Leistung überzeugen. Für viele hat selbst das im damaligen Arbeitgebermarkt nicht gereicht, um eine Stelle zu bekommen. Heute werde die Personalerin sogar nach dem Purpose des Produktionsunternehmens gefragt, berichtet sie. Eine klare Antwort dazu gebe es aber nicht.
Drei Wochen später besuche ich einen Softwarehersteller, der auf seiner Website proaktiv eine ganze Reihe von Mitarbeiterleistungen bewirbt: Kostenlose Getränke, flexible Arbeitszeiten, regelmäßige Mitarbeiterveranstaltungen und sogar Duschen im Büro für die besonders Sportlichen. In einem Video der Personalabteilung auf der Website wird die Lieblingsfrage der Personalchefin zitiert: “Was können wir tun, damit du dich bei uns wohl fühlst?”
Zwei Unternehmen, das gleiche Thema: Fachkräftemangel. Vielleicht sogar bald Arbeitermangel, also nicht nur Mangel an qualifizierten Fachkräften. Das beschriebene Produktionsunternehmen muss seinen Weg zum Arbeitnehmermarkt erst noch finden. Das Softwareunternehmen geht ihn schon und hat trotzdem noch zahlreiche offene Stellen.
Die Wechselwilligkeit der Angestellten ist sehr hoch
Eine Studie von Forsa für das Unternehmen New Work (ehemals Xing) belegt eine sehr hohe Wechselwilligkeit von Angestellten. Fast die Hälfte der unter 39-jährigen wolle innerhalb eines Jahres den Arbeitgeber wechseln, konstatiert die Studie aus dem Januar 2022. Wer an O‑Tönen von Petra von Strombeck, der CEO von New Work, dazu interessiert ist, dem empfehle ich den Podcast Entscheider treffen Haider.
Die Corona-Pandemie mit ihrer hohen Mobile Office-Quote in den letzten beiden Jahren hat ihren Teil dazu beitragen, dass Arbeitnehmer in die Selbstreflexion gekommen sind:
- Zahlt mein Unternehmen auf einen Zweck ein, der für mich wichtig ist?
- Stimmt meine Tätigkeit mit meinen Werten überein?
- Ist meine Tätigkeit erfüllend? Bin ich wirksam?
- Kann ich weiterhin die Vorteile des Mobile Office nutzen, oder müssen alle zurück ins Büro?
Erledigen Sie Ihre Hausaufgaben, um weiterhin attraktiv für Mitarbeitende zu sein!
Die schlechte Nachricht zuerst:
Dieser Trend wird so schnell nicht vorübergehen, auch weil parallel die geburtenstarken Jahrgänge nach und nach in Rente gehen. Vielleicht ist der Schmerz in Ihrem Haus noch erträglich, aber er wird immer größer werden.
Die gute Nachricht:
Sie können Ihre Hausaufgaben erledigen und sich so aufstellen, dass Sie attraktiv für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind. Kommen Sie ins Handeln und lassen Sie Ihr Umfeld von Ihren Aktivitäten wissen! Hier sind einige Lösungsansätze, die wir gern gemeinsam diskutieren und für Sie individualisieren können:
Transformation von der Industrie- in die Wissensgesellschaft
Wie in diesem Artikel beschrieben, ist der Wechsel von der Industrie- in die Wissensgesellschaft in vollem Gange. In einigen Branchen ist er bereits vollzogen, andere sind noch mittendrin. Viele Organisationen sind aber noch stark geprägt vom Industriezeitalter und nutzen bewusst oder unbewusst Organigramme und Managementtechniken aus eben dieser Zeit. Auf der anderen Seite können in der Wissensgesellschaft die Innovation von morgen nur aus den Köpfen Ihrer Mitarbeitenden kommen. Und das macht sie noch wichtiger und begehrter, auch für Ihre Wettbewerber.
Wissensmanagement etablieren
Zur Wissensgesellschaft gehört auch Wissensmanagement. Wissen ist zum Produktionsfaktor geworden. Wissensmanagement in Ihrer Organisation erfüllt mehrere Zwecke:
- Sie können einen wichtigen Teil des Erfahrungswissens Ihrer Mitarbeitenden nutzbar machen, bevor diese in Rente gehen. Gerade mit Blick auf die Generation der Baby Boomer ein nicht unwesentlicher Faktor.
- Je komplexer Ihr Markt wird, desto schneller müssen Sie versuchen erworbenes Wissen für die gesamte Organisation nutzbar zu machen. Hier hilft Wissensmanagement schneller zu werden und den Zugriff zu demokratisieren.
- Und schließlich haben Sie die Chance aus “Wissen ist Macht!” eine neue Maxime zu formen: “Wissen teilen ist Macht!”. (Wissens-)Silos werden aufgebrochen und der laterale Austausch in einer Organisation gefördert.
Eine Lernende Organisation werden
Das Konzept der “Lernenden Organisation” liefert Antworten zum Fachkräftemangel, zu fehlenden Innovationen und hoher Fluktuation. Wenn die Innovationen aus den Köpfen der Mitarbeitenden stammen, werden diese ihr Wissen nur unter bestimmten Voraussetzungen mit Ihrem Unternehmen teilen. Ihre Mitarbeitenden müssen ihre Tätigkeit mit dem Zweck der Organisation in Einklang bringen können, es braucht einen gemeinsamen Wertekanon und Zeit zum Lernen. Dann kann eine Lernende Organisation Ihre Organisation im Umgang mit den komplexen Herausforderungen des “neuen Normal” dauerhaft flexibel halten.
Start with Why
Was ist der Zweck Ihrer Organisation? Was ist Ihr unternehmerisches “Warum”? Die Antwort darüber liefert Ihnen Ihren Purpose! Sie erinnern sich an die beschriebene Frage beim Produktionsunternehmen zu Beginn des Artikels? Genau dieses “Warum?” sollten Sie mit Ihren Mitarbeitenden ermitteln, beschreiben und im Anschluss proaktiv intern und extern sichtbar kommunizieren.
Unternehmenswerte erheben und entwickeln
Nicht zuletzt die Reflexion der eigenen Tätigkeit in der Corona-Pandemie hat bei vielen Mitarbeitenden zu einer Herausstellung von Werten geführt. Zunächst als Unterstreichen der eigenen Werte, dann der Abgleich mit den Werten, die die eigene Organisation lebt. Sollte zwischen diesen beiden Polen ein zu großer Wertekonflikt bestehen, wird ein Mitarbeitender im Arbeitgebermarkt offen für Angebote von Mitbewerbern sein. Eine schonungslose Erhebung vorhandener Werte und das gemeinsame Ziel von Arbeitgeber und Arbeitnehmern sich in Richtung gewünschter Werte zu entwickeln, kann zu einer guten Mitarbeiterbindung führen.
Spürt Ihre Organisation auch den Wandel zum Arbeitnehmermarkt? Was unternehmen Sie, um Mitarbeitende langfristig zu halten und interessierte Bewerbende von sich zu überzeugen? Wenn Sie Interesse daran haben, Ihr Unternehmen gut für den Arbeitnehmermarkt aufzustellen, sprechen Sie mich gern an!
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